Hammelstall 17.12.2009 >> Bericht

Beobachtungen beim Prozess gegen die Eheleute P. aus dem uckermärkischen Mahlendorf

Verstopfung statt Gordischer Knoten

Im Prozess gegen die Eheleute P. aus dem uckermärkischen Mahlendorf, die im Januar 2009 den damaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Markus Meckel, Ex-Pastor und Nachbarn, einstigen Außenminister der Wende-DDR und heutigen Privatier mehrfach geschlagen und beleidigt haben sollen, sind gestern vor dem Amtsgericht Prenzlau die Urteile gefällt worden.

Der Strafrichter sprach den 40-jährigen Malermeister Ralf P., der am 3. Januar Meckel laut Anklage das Gartentor vor die Knie gedonnert und ihn Backpfeifen verabreicht haben soll, in allen Anklagepunkten frei.

Seine Frau Silke, eine 40-jährige Krankenschwester, wurde wegen Körperverletzung und Beleidigung zu eine Geldstrafe von 40 Tagessätzen à 30 Euro verurteilt. Die Verurteilung einer gefährlichen Körperverletzung ausgeführt mit einem blauen Baseballschläger scheiterte an der Beweislage. Hier stand Aussage gegen Aussage. Nach dem Besuch zahlreicher Gewaltprozesse in den vergangenen beiden Jahren kann ich sagen, dass die Höhe des Urteils bei der Tat angemessen ist.

Vorspiel auf dem Klo

Weinnachten 2008 in Mahlendorf. Am 26. Dezember kamen Schmutzwasser und Fäkalien, die an den Tagen zuvor ins Abflussrohr des Hauses Meckel gespült worden waren, wieder hoch. Eine durchaus dramatische Situation. Da musste man sich einiges verkneifen. Ein Havariedienst war vonnöten. Bereits am nächsten Tag war der vor Ort und wollte klären. Zu dumm nur, dass die zu reinigende Abflussleitung über das Grundstück der verfeindeten Nachbarn ging, und der Schacht, der zur Klärung notwendig war, sich ebenfalls auf diesem Grundstück befand. Markus Meckel unter Druck zu sehen, war denen ein Genuss, und man verweigerte dem Havariedienst den Zutritt. Damit war erst einmal Markus Meckel nebst Anhang aus Mahlendorf vertrieben.

Übrigens waren sich zu diesem Zeitpunkt alle Streitenden darüber einig (oder erweckten zumindest diesen Eindruck), welches Abflussrohr die Männer vom Sanitär-Service zu spülen gehabt hätten.

Coming Back - mit Justicia im Rücken

Markus Meckel, geübt im Umgang mit seinen widerspenstigen Nachbarn, erwirkte eine Einstweilige Verfügung, die es sowohl ihm als auch dem Sanitärdienst erlaubte, dass Grundstück der Nachbarn zur Reinigung des Abwasserrohres zu betreten.

Am 3. Januar 2009 11:00 Uhr vormittags sollte es nun soweit sein. Der Sanitär-Dienst war bestellt. Die Blockade in der Fäkalienbahn stand kurz vor ihrem Ende. Da erblickte Markus Meckel eine weitere Schandtat seiner hinterhältigen Nachbarn. Die hatten doch glatt den Vorderreifen ihres Multivans auf jenen Gullideckel gestellt, den der Havariedienst anzuheben hatte, um die beschissene Situation im Hause Meckel aufzulösen.

Mit der Einstweiligen Verfügung im Rücken verließ er sein Haus, überquerte die Straße und wollte den Nachbarn auffordern, den Wagen doch von jenem so wichtigen Zugang zu entfernen.

Ralf P. sah ihn kommen, rannte herbei, und rammte das Zauntor gegen die Oberschenkel und Knie von Markus Meckel, der im Gerichtssaal sogar von Unterleib sprach. Dazu hatte er ihm noch zwei Ohrfeigen verpasst. So jeden falls beschrieb es die Staatsanwältin. Ralf P. bestritt das und saß im Gerichtssaal, weil er gegen einen Strafbefehl, den er für sein vermeintliches Tun erhalten hatte, Widerspruch eingelegt hat. Ralf P. will lediglich gerufen haben, er möge verschwinden, er käme hier nicht durch, nicht hier und heute! Riskant nur für ihn, dass es eine weitere Zeugin gab, die am Schreibtisch sitzend durch das Fenster des Hauses Meckel genau das gesehen und gehört haben will, was Markus Meckel im Zeugenstand aussagte. Es war seine Lebensgefährtin Dr. Petra J., eine Musiktherapeutin in Forschung, Lehre und Praxis.

Und trotzdem gab es hier einen Freispruch. Das Gericht begründete ihn mit der grundsätzlich mangelnden Glaubwürdigkeit der Zeugen. Sowohl die Be- als auch die Entlastungszeugen seien bis auf wenige Ausnahmen parteiisch gewesen, weil sie in dem jahrelangen Streit zwischen Meckel und den von Arnims sowie der Familie P. mehrfach Position für die eine oder andere Seite bezogen hätten.

Köpfe im Schacht

Es gab in diesem Verfahren für die zweite der drei angeklagten Gewalttaten zwei neutrale Zeugen. Die zwei Beschäftigten jener Sanitärfirma, die bestellt waren, um am 3. Januar 2009 die Verstopfung im Abwasserrohr der Familie Meckel auf dem Grundstück von Silke und Ralf P. weg zu spülen.

Beide sagten aus, dass sie während des vermeintlichen Übergriffes von Silke P. auf Markus Meckel, kopfüber im Klärschacht gehangen und gearbeitet hätten. Der Schacht war allerdings nicht mit Sand gefüllt, sodass sie das Getöse und Geschrei, dass sich über ihren Köpfen entwickelte, zumindest hören konnten. Während der eine, Horst N., nichts von körperlicher Auseinandersetzungen bemerkt haben will, gab der andere, Hartmut R., zu, einen kurzen Blick auf die Streitenden geworfen zu haben. Dabei habe er eine Silke P. beobachtet, die Markus Meckel vokal barsch angegangen und unkontrolliert zugeschlagen hat. „Wie Frauen eben so zuschlagen“, versuchte er die Situation herunterzuspielen und wähnte sich dabei im Einvernehmen mit den männlichen Prozessbeteiligten. Der Vater der Angeklagten habe dann beide zur Raison gebracht. Ob er mit beide Markus Meckel und Silke P. meinte, wurde nicht hinterfragt.

Über das „vokal barsch angegangen“ gibt es natürlich auch zwei unterschiedliche Varianten. Die Opferseite will „Drecksau“ und mehrfach „Scheißpriester“ gehört haben. Auf der Täterinnenseite soll der Satz: „Er wäre ein schöner Pfarrer, der sich selber nicht mal an die 10 Gebote halten kann.“ gefallen sein. Auch bestreitet Silke P., dass sie auf Markus Meckel mit beiden Fäusten eingeprügelt habe. Sie wäre erbost gewesen und sauer, habe ihn angebrüllt, sie sei gerannt und habe geschrien. Aber er habe sie zur Seite geschubst, und ihr Vater habe sie aufgefangen. Das wiederum wird alles von Silke Ps Vater bestätigt. Mutter und Tochter von Arnim wollten obwohl anwesend auch nichts von Silke Ps Schlägen bemerkt haben.

Markus Meckel war zuvor recht umsichtig gewesen, hatte gesagt, dass er das Grundstück aus Furcht vor weiteren Übergriffen nicht mehr betreten würde. Er hatte die beiden Sanitärleute in Begleitung von Silke Ps Vater auf das Grundstück gehen lassen. Der hatte zugesagt, alles zu regeln. Der Multivan war beiseite gefahren. Die Männer spülten gegen die Verstopfung an. Welcher Teufel hatte Markus Meckel geritten nun doch das Grundstück der Nachbarn zu betreten und so die Situation wieder anzuheizen. Vor Gericht spielte das keine Rolle. Er hatte das Recht, die Einstweilige Verfügung, auf seiner Seite. Es wäre natürlich vermessen zu behaupten, Meckel wollte die Situation eskalieren.

Es war wohl jener Ohr- und Augenzeuge, der kurz den Kopf aus dem Schacht erhob, und dessen Aussage den Richter überzeugte, das Silke P. wegen Beleidigung und Körperverletzung zu einer Geldstrafe zu verurteilen sei.

Trotz des Theaters, ließen sich die Sanitärleute überreden, ihre Arbeit zu Ende zu bringen. Sie spülten und spülten. Der schlechten Stimmung in Mahlendorf und der Verstopfung auf Meckels Klo tat das keinen Abbruch. Die Rohr war nicht wieder frei zu kriegen. Der Sanitärdienst und mit ihm Markus Meckel nebst Anhang mussten unverrichteter Dinge wieder abziehen.

Das blaue Wunder, oder die Verstopfung bleibt

Knapp zwei Wochen später, am 15. Januar kam es zur dritten angeklagten Gewalttat. Markus Meckel war am späten Nachmittag nach Mahlendorf zurückgekehrt. Er wollte dort im Haus nach dem Rechten sehen. Die Verstopfung war geblieben. Er besuchte die letzte freundlich gesonnene Nachbarin zum Tee und wollte danach wieder Richtung Berlin fahren. Silke P. sei plötzlich aus dem Dunkeln auf ihn zu getreten, habe ihn höhnisch ausgelacht und gesagt: „Na, schon wieder was gegen uns ausgeheckt?“ Dann soll sie mit einem blauen Baseballschläger zugeschlagen haben. Beidhändig. Er habe den Schlag knapp mit beiden Händen abfangen können.

Silke P. gibt zu, ihn dort vor seinem Haus im Dunkeln getroffen zu haben. Auch die zitierten Worte streitet sie nicht ab. Sie sei auf dem Weg zur Koppel der Gräfin gewesen, um die Pferde in den Stall zu bringen. In der linken Hand habe sie deswegen eine etwa ein Meter lange Reitgerte getragen.

Markus Meckel schilderte eindrucksvoll wie er mit Silke P. um den blauen Baseballschläger gerungen hatte. Mit seinen ausgestreckten Armen und Schultern wogte er auf dem Zeugenstuhl hin und her. So ringend will er sie zum 50 Meter entfernten Haus der Nachbarin M. gezogen und dort geklingelt haben. Sie habe nicht loslassen, und er habe das Beweisstück sichern wollen. „Wenn sie beide Hände am Baseballschläger hatten, womit haben sie da geklingelt?“, fragte der Richter trocken dazwischen. „Dann habe ich eben kurz mit einer Hand vom Schläger gelassen“, antwortete er ruppig.

Silke P. schilderte die Situation weniger prosaisch. Meckel habe ihre linke Hand gepackt. Die mit der Reitgerte und habe sie zum Haus der Nachbarin gezerrt, über den Boden geschliffen. Hosen und Knie seien dabei zerschunden. Ihre rechte Hand war frei. Damit habe sie sich gewehrt. Am Haus der M. sei sie an die Wand gepresst und dann von Nachbarin M. und Meckel ins Haus gezerrt worden. Es seien noch Sätze gefallen wie „Ich rufe die Polizei.“ und „Ich habe alles gesehen.“ Dann durfte sie gehen. Und der blaue Baseballschläger ward nie mehr gesehen, trotz Hausdurchsuchung bei Familie P.

Folgt man Meckels Schilderungen über diesen Kampf, muss man sich fragen, woher kommt die Verletzung auf der Nase? Woher kommen die blauen Flecken sprich Hämatome, die sich Tag um Tag auf Po und Rücken entwickelten. Beschrieben und Fotografiert von seiner Lebensgefährtin und öffentlich präsentiert sehr zu seinem Verdruss von der Bildzeitung.

Auch hier war der Richter der Meinung, dass es für diese Attacke keine zweifelsfreien Beweise gäbe und schob den Vorwurf der gefährlichen Körperverletzung beiseite.

„Ich bin traurig über dieses Urteil.“ Er sei tätlich angegriffen worden. Und nur weil die Zeugen angeblich befangen gewesen seien, würden die Tatvorwürfe nicht bestätigt. „Das ist bedenklich für die Rechtsprechung“, sagte Meckel gegenüber ddp.

Nachbetrachtungen

Ein Satz im Prozess hat erstaunt. Ralf P. versuchte dem Gericht die Entwicklung des Konfliktes mit Meckel darzulegen. Meckel habe sich beim Einzug der Familie P. vorgestellt und sich gleich beklagt, dass er nicht auf den Bootssteg dürfe. Man habe sich raushalten wollen aus dem Streit zwischen den von Arnims und Meckel. Aber es wurde so taktiert, dass wir in den Streit reingezogen wurden. Und dann der Satz: "Eines Tages gingen bei Meckel alle Fenster gleichzeitig auf und sie schauten provokativ zu wie die Tochter die Pferde reintrieb." Danach wussten die Eheleute wessen Partei sie zu ergreifen hatten.

Markus Meckel hat Mahlendorf im Juli 2009 geräumt. Damit hat sich eine Blockade im Dorf aufgelöst. Im September hat er sein Bundestagsmandat verloren. Das Haus stand im Netz zur Miete. 650 Euro im Monat war in der Berliner Zeitung zu lesen. Mittlerweile soll er es verkauft haben.

Irgendwann im Frühjahr war der Bagger nach Mahlendorf gekommen, um die Verstopfung der Abflussleitung zu beseitigen und förderte zutage, dass die Abwasser im Hause Meckel einen ganz anderen Weg hätten nehmen sollen, nämlich mitten ins Naturschutzgebiet. Der Abfluss über das Grundstück P. war längst zugeschüttet. Was diese Erkenntnis für Folgen für Herrn Meckel hatte, wurde bisher noch nicht recherchiert.

Sowohl Markus Meckel als auch Sonja P. haben jetzt bis Mittwoch nächster Woche Zeit, Berufung einzulegen. Sie könnten aber auch alles auf sich Beruhen lassen. (ph)

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